Wie ein Hund einen Krieg in Europa auslöste

Dieser Hund startete einen Krieg

Im Oktober 1925 kam es zu einem Zwischenfall an der bulgarisch-griechischen Grenze, der beinahe zu einem offenen Krieg zwischen den beiden Ländern geführt hätte. Alles begann mit einem umherirrenden Hund, der mehr Verwicklungen auslöste, als man je hätte erwarten können.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:
  • Angespannte Beziehungen zwischen Griechenland und Bulgarien aufgrund von Gebietsansprüchen in Makedonien und Westthrakien
  •  Auslöser war ein entlaufener Hund, der über die Grenze lief und zu einem tödlichen Zwischenfall zwischen griechischen und bulgarischen Soldaten führte
  • Griechenland marschierte daraufhin in Bulgarien ein, um Entschädigung und Bestrafung der Schuldigen zu erzwingen
  • Der Völkerbund intervenierte, ordnete einen Waffenstillstand an und verurteilte Griechenland zu Reparationszahlungen an Bulgarien

Spannungen an der Grenze

Die Beziehungen zwischen Griechenland und Bulgarien waren bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts angespannt. Beide Länder erhoben Ansprüche auf das Gebiet Makedoniens und Westthrakiens, was zu jahrelangen Guerillaaktionen verschiedener paramilitärischer Gruppierungen führte.

Der Zweite Balkankrieg und der Erste Weltkrieg hatten dann dazu geführt, dass Teile dieser umkämpften Regionen unter griechische Kontrolle kamen.

Der Vorfall vom 18. Oktober 1925

Laut einer Version des Vorfalls begann alles damit, dass ein griechischer Soldat am 18. Oktober 1925 über die Grenze bei Demir Kapia auf den Belasitza-Bergen gelaufen war, um seinem entlaufenen Hund hinterherzujagen. An der Grenze postierten bulgarische Grenzsoldaten eröffneten daraufhin das Feuer und töteten den Soldaten.

In einer anderen Version sollen es dagegen bulgarische Soldaten gewesen sein, die die Grenze überquert und einen griechischen Posten angegriffen haben, wobei ein griechischer Hauptmann und ein Soldat getötet wurden.

Die Eskalation des Konflikts

Die bulgarische Regierung erklärte, dass das Feuer auf einem Missverständnis beruht habe und drückte ihr Bedauern aus. Sie schlug eine gemischte Untersuchungskommission vor, aber die griechische Regierung unter Führung von Theodoros Pangalos lehnte dies ab, solange bulgarische Truppen auf griechischem Territorium verblieben.

Stattdessen erteilte Griechenland Bulgarien ein 48-stündiges Ultimatum, die Verantwortlichen zu bestrafen, eine offizielle Entschuldigung abzugeben und 2 Millionen Französische Franken als Entschädigung zu zahlen. Als Bulgarien darauf nicht reagierte, marschierten griechische Truppen am 22. Oktober 1925 in Bulgarien ein und besetzten die Grenzstadt Petritsch.

Intervention des Völkerbunds

Bulgarien rief daraufhin den Völkerbund an, um in dem Konflikt zu vermitteln. Kurz bevor die Griechen ihren Angriff auf Petritsch starteten, schickte der Völkerbund Telegramme an beide Länder und ordnete einen Waffenstillstand an.

Der Völkerbund entsandte Militärattachés aus Frankreich, Italien und Großbritannien, um den Truppenabzug zu beobachten und weitere Zwischenfälle zu verhindern. Griechenland musste schließlich 45.000 Pfund (3 Millionen bulgarische Leva) Entschädigung an Bulgarien zahlen.

Über 50 Menschen, hauptsächlich bulgarische Zivilisten, waren bei den Kämpfen getötet worden.

Fazit

Dieser unscheinbare Zwischenfall an der Grenze zeigt, wie angespannt die Situation zwischen Griechenland und Bulgarien zu jener Zeit war. Ein einfacher, harmloser Vorfall mit einem Hund genügte, um einen Konflikt zu eskalieren, der beinahe in einen offenen Krieg gemündet wäre.

Nur durch die Intervention des Völkerbunds konnte eine weitere Eskalation und größeres Blutvergießen verhindert werden. Der Vorfall verdeutlicht, wie instabil die Lage auf dem Balkan zu Beginn des 20. Jahrhunderts war und wie schnell vermeintlich unbedeutende Ereignisse zu schwerwiegenden Krisen führen konnten.

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